Stichwort Traditionsverein
„Gerudert wird in Deutschland schon lange, manche Clubs residieren seit 150 Jahren am selben Platz. Aber wie steht es um die Pflege von Geschichte und Tradition? Welche Regeln, Sitten und Gebräuche, welcher ‚Spirit‘ werden auch heute noch wahrgenommen – oder aus gutem Grund nicht mehr gepflegt?“ - Diese Fragen stellt Chefredakteur Thomas Kosinski von der Zeitschrift Rudersport auch unserem Verein. Antworten darauf, die für die Undine im Wesentlichen dank Dr. Hans Mohr fundiert formuliert wurden, geben Aufschluss über den Wert ritualisierter Veranstaltungen sowie des Schlussstriches, der unter manch schöne Tradition gesetzt werden muss. Ein Ruderverein wird dadurch zu einem Traditionsverein, indem er die Geschehnisse und Erinnerungen seit Gründung - gute wie schlechte - hochhält und pflegt. Das als Gut Bewertete wird erneut in die Tat umgesetzt:
so entwickelt sich der Verein zeitgemäß fort. Die Traditionspflege fußt auf einem möglichst umfangreichen Archiv (Fotos, Urkunden, Berichte von Zeitzeugen über Geschehnisse), das für alle Mitglieder einsehbar ist und ‚mit Herzblut‘ von einem oder mehreren Mitgliedern betreut wird. Gespräche am Stammtisch sowie beim geselligen Beisammensein im Bootshaus, bei Wanderfahrten und Ausflügen usw. dienen der Erinnerungsarbeit. Auch ein Blazer mit Krawatte und dem Vereinslogo ‚tragen‘ buchstäblich Tradition weiter. Herausragende Veranstaltungen im Jahreslauf des Vereinslebens dienen der Pflege der Tradition. In erster Linie ist hier die seit 1921 von der Undine veranstalte Regatta zu nennen. Sie ist nicht nur finanziell ein Erfolg, sondern stärkt auch das Zusammengehörigkeitsgefühl aller Beteiligten: Bis zu 70 Mitglieder sind im Helferteam tätig! Im Anschluss an die Regatta findet ein Fest statt, das alle helfenden Hände belohnt und ehrt. Am Ende einer jeden Saison werden im Saal des Bootshauses beim sog. “Ehrenabend” die Sieger*innen und die Jubilar*innen im festlichen Rahmen gewürdigt und geehrt. Der kurze Rückblick auf die Tätigkeiten der Jubilar*innen in all den Jahren stärkt das kollektive Gedächtnis: Tugenden und Verdienste werden hochgehalten und bieten Anknüpfungspunkte für die jüngeren Generationen. Die Undine hat den alten Brauch des An- und Abruderns zu Beginn und am Ende einer jeden Saison, jahrelang nicht mehr gepflegt, wiederbelebt: mit anschließendem gemeinsamem Mittagessen. All diese Veranstaltungen tragen dazu bei, dass sich die Mitglieder mit dem Verein identifizieren.
Das Andenken an die gewesenen Generationen ist in einem Traditionsverein fest verankert:
Durch Beiträge auf der Website und in der einmal im Jahr erscheinenden Clubzeitung sowie durch Erzählungen älterer Mitglieder bleibt die Erinnerung an sie wach. Die Tradition der Bootstaufe auf Mitgliedernamen trägt
ebenfalls dazu bei: Neue Mitglieder fragen bald:” Wer war das?” Die Namen bleiben durch die Boote in aller
Munde und die namensgebenden Personen sind quasi weiterhin am Geschehen im Bootshaus und auf dem Wasser beteiligt.
Bestimmte Werte sind für alle Vereine durch die Zeiten hinweg existenziell: Gemeinschaft, ein gewisser Stolz, das Gefühl der Verbundenheit und des Zusammenhalts, die Bereitschaft, im Rahmen der eigenen Möglichkeiten für den Verein tätig zu sein - finanziell oder durch tatkräftige Unterstützung, Teilnahme an Veranstaltungen und ein auch darüber hinaus tatkräftiges Interesse am ‚Wohl und Wehe‘ des Vereins. Ohne sie droht ein Verein zum Dienstleistungsbetrieb zu ‚verkommen‘. Beim Training und den Regatten haben Fairness und Sportsgeist einen hohen, einen entscheidenden Stellenwert.
Um Rückwärtsgewandtheit und den Ruf des ‘ewig Gestrigen’ zu vermeiden, ist es notwendig, Tätigkeiten, die nicht mehr in die Zeit passen oder die bei den Mitgliedern kein Interesse mehr finden, aufzugeben: Lange erfreute sich die Kegelbahn im Bootshaus großer Beliebtheit. Mangels Interesses ist sie heute stillgelegt und dient der Gastronomie als Vorratsraum. Jahrzehntelang veranstaltete die Undine zu Fastnacht ein Kostümfest “Konfetti“, das sich über den Kreis der Mitglieder hinaus in Offenbach großer Beliebtheit erfreute und bis zu 500 Besucher*innen in drei Säle des Offenbacher Gebäudes lockte. Mitte/Ende der 60er Jahre ließ das Interesse nach. Anfang der 70er Jahre errichtete die Undine zwei Tennisplätze, die von mehr als 60 Mitgliedern umfangreich genutzt wurden. Nach über 30 Jahren schwand das Interesse am Tennisspiel und kam schließlich völlig zum Erliegen. Heute sind beide Plätze umgebaut zu Stellplätzen für knapp 30 Motor- und Segelboote. Vorstand, Trainer und Mitglieder warten regelmäßig mit technischen Neuerungen auf: Von Apps, die das Training allein zuhause erleichtern - notwendig in Zeiten der Kontaktvermeidung -, über Programme, die individuelle Leistungen auf dem Wasser aufzeichnen, über Nachrüstungen im Bootshaus für den Para-Betrieb bis hin zu Erste Hilfe-Einrichtungen auf dem neuesten Stand der Technik. Augen und Ohren offen zu halten, ist für einen Ruderverein auch in dieser Hinsicht das A und O, um nicht aus der Zeit zu fallen und für junge Menschen attraktiv und offen zu sein.
In die Vereinsgepflogenheiten wächst man im Lauf der Jahre hinein. Neuen Mitgliedern müssen sie nahegebracht werden. Werden junge Menschen in Entscheidungsprozesse bewusst miteinbezogen, lernen sie für den Verein Verantwortung zu tragen und sich mit seiner Historie auseinanderzusetzen. Bleiben Mitglieder nach ihrer aktiven Zeit dem Verein erhalten, engagieren sie sich für die Traditionspflege meist von sich aus. Auch eine gute Bootshaus-Gastronomie sorgt für Erinnerung und Tradition. Dort trifft man sich im geselligen Kreis, beim Essen oder einem schönen Glas Wein ergeben sich ganz zwanglos Gespräche über Gegenwart und Vergangenheit: Weißt Du noch, als...Könnten wir nicht wieder mal… Gemeinsam genutzte Aufenthaltsbereiche wie Bänke und Tische, eine Grillhütte usw. fördern in ähnlicher Weise Initiativen aus Reihen der Mitglieder: Individuell nutzbar legen sie den’ Keim’ für Kaffee-und-Kuchen-Treffen in offener Runde, Grillabende und das ‚Revue-Passieren-Lassen‘ von so mancher Ruderpartie.
Gemeinsame, regelmäßige Arbeitseinsätze stärken das Bewusstsein für Grund und Bestand des Vereins: Laubrechen, Rasenmähen, Bootshauskehren, Reparaturen vornehmen etc. Alt und Jung können ihren Möglichkeiten entsprechend mit anpacken und es kommt zwangsläufig zu Austausch und neuen Anregungen. Wenn diese anfallenden Tätigkeiten nicht an Dienstleister abgegeben werden, sondern als feste Punkte in den Vereins-Jahreslauf integriert werden, entsteht ein Bewusstsein für Hab und Gut des Vereins und dafür, was geschafft werden kann, wenn alle mitmachen. Relativ neu für die überwiegend Regatten erfahrenen Generationen ist die wachsende Zahl derjenigen, die lediglich sportlich einen Teil ihrer Freizeit verbringen möchten. Ihre Integration in den Verein und die anhaltend starke Nachfrage in dieser Sparte setzt Umstrukturierungen im Vereinsleben in Gang sowie ein Umdenken im Vorstand voraus. Der auf diese Weise gewonnene Zuwachs ist eine große Bereicherung für die Vitalität unseres Vereins und eröffnet neue Perspektiven für seinen Fortbestand. [IR], Archivbilder, 2020
so entwickelt sich der Verein zeitgemäß fort. Die Traditionspflege fußt auf einem möglichst umfangreichen Archiv (Fotos, Urkunden, Berichte von Zeitzeugen über Geschehnisse), das für alle Mitglieder einsehbar ist und ‚mit Herzblut‘ von einem oder mehreren Mitgliedern betreut wird. Gespräche am Stammtisch sowie beim geselligen Beisammensein im Bootshaus, bei Wanderfahrten und Ausflügen usw. dienen der Erinnerungsarbeit. Auch ein Blazer mit Krawatte und dem Vereinslogo ‚tragen‘ buchstäblich Tradition weiter. Herausragende Veranstaltungen im Jahreslauf des Vereinslebens dienen der Pflege der Tradition. In erster Linie ist hier die seit 1921 von der Undine veranstalte Regatta zu nennen. Sie ist nicht nur finanziell ein Erfolg, sondern stärkt auch das Zusammengehörigkeitsgefühl aller Beteiligten: Bis zu 70 Mitglieder sind im Helferteam tätig! Im Anschluss an die Regatta findet ein Fest statt, das alle helfenden Hände belohnt und ehrt. Am Ende einer jeden Saison werden im Saal des Bootshauses beim sog. “Ehrenabend” die Sieger*innen und die Jubilar*innen im festlichen Rahmen gewürdigt und geehrt. Der kurze Rückblick auf die Tätigkeiten der Jubilar*innen in all den Jahren stärkt das kollektive Gedächtnis: Tugenden und Verdienste werden hochgehalten und bieten Anknüpfungspunkte für die jüngeren Generationen. Die Undine hat den alten Brauch des An- und Abruderns zu Beginn und am Ende einer jeden Saison, jahrelang nicht mehr gepflegt, wiederbelebt: mit anschließendem gemeinsamem Mittagessen. All diese Veranstaltungen tragen dazu bei, dass sich die Mitglieder mit dem Verein identifizieren.
Das Andenken an die gewesenen Generationen ist in einem Traditionsverein fest verankert:
Durch Beiträge auf der Website und in der einmal im Jahr erscheinenden Clubzeitung sowie durch Erzählungen älterer Mitglieder bleibt die Erinnerung an sie wach. Die Tradition der Bootstaufe auf Mitgliedernamen trägt
ebenfalls dazu bei: Neue Mitglieder fragen bald:” Wer war das?” Die Namen bleiben durch die Boote in aller
Munde und die namensgebenden Personen sind quasi weiterhin am Geschehen im Bootshaus und auf dem Wasser beteiligt.
Bestimmte Werte sind für alle Vereine durch die Zeiten hinweg existenziell: Gemeinschaft, ein gewisser Stolz, das Gefühl der Verbundenheit und des Zusammenhalts, die Bereitschaft, im Rahmen der eigenen Möglichkeiten für den Verein tätig zu sein - finanziell oder durch tatkräftige Unterstützung, Teilnahme an Veranstaltungen und ein auch darüber hinaus tatkräftiges Interesse am ‚Wohl und Wehe‘ des Vereins. Ohne sie droht ein Verein zum Dienstleistungsbetrieb zu ‚verkommen‘. Beim Training und den Regatten haben Fairness und Sportsgeist einen hohen, einen entscheidenden Stellenwert.
Um Rückwärtsgewandtheit und den Ruf des ‘ewig Gestrigen’ zu vermeiden, ist es notwendig, Tätigkeiten, die nicht mehr in die Zeit passen oder die bei den Mitgliedern kein Interesse mehr finden, aufzugeben: Lange erfreute sich die Kegelbahn im Bootshaus großer Beliebtheit. Mangels Interesses ist sie heute stillgelegt und dient der Gastronomie als Vorratsraum. Jahrzehntelang veranstaltete die Undine zu Fastnacht ein Kostümfest “Konfetti“, das sich über den Kreis der Mitglieder hinaus in Offenbach großer Beliebtheit erfreute und bis zu 500 Besucher*innen in drei Säle des Offenbacher Gebäudes lockte. Mitte/Ende der 60er Jahre ließ das Interesse nach. Anfang der 70er Jahre errichtete die Undine zwei Tennisplätze, die von mehr als 60 Mitgliedern umfangreich genutzt wurden. Nach über 30 Jahren schwand das Interesse am Tennisspiel und kam schließlich völlig zum Erliegen. Heute sind beide Plätze umgebaut zu Stellplätzen für knapp 30 Motor- und Segelboote. Vorstand, Trainer und Mitglieder warten regelmäßig mit technischen Neuerungen auf: Von Apps, die das Training allein zuhause erleichtern - notwendig in Zeiten der Kontaktvermeidung -, über Programme, die individuelle Leistungen auf dem Wasser aufzeichnen, über Nachrüstungen im Bootshaus für den Para-Betrieb bis hin zu Erste Hilfe-Einrichtungen auf dem neuesten Stand der Technik. Augen und Ohren offen zu halten, ist für einen Ruderverein auch in dieser Hinsicht das A und O, um nicht aus der Zeit zu fallen und für junge Menschen attraktiv und offen zu sein.
In die Vereinsgepflogenheiten wächst man im Lauf der Jahre hinein. Neuen Mitgliedern müssen sie nahegebracht werden. Werden junge Menschen in Entscheidungsprozesse bewusst miteinbezogen, lernen sie für den Verein Verantwortung zu tragen und sich mit seiner Historie auseinanderzusetzen. Bleiben Mitglieder nach ihrer aktiven Zeit dem Verein erhalten, engagieren sie sich für die Traditionspflege meist von sich aus. Auch eine gute Bootshaus-Gastronomie sorgt für Erinnerung und Tradition. Dort trifft man sich im geselligen Kreis, beim Essen oder einem schönen Glas Wein ergeben sich ganz zwanglos Gespräche über Gegenwart und Vergangenheit: Weißt Du noch, als...Könnten wir nicht wieder mal… Gemeinsam genutzte Aufenthaltsbereiche wie Bänke und Tische, eine Grillhütte usw. fördern in ähnlicher Weise Initiativen aus Reihen der Mitglieder: Individuell nutzbar legen sie den’ Keim’ für Kaffee-und-Kuchen-Treffen in offener Runde, Grillabende und das ‚Revue-Passieren-Lassen‘ von so mancher Ruderpartie.
Gemeinsame, regelmäßige Arbeitseinsätze stärken das Bewusstsein für Grund und Bestand des Vereins: Laubrechen, Rasenmähen, Bootshauskehren, Reparaturen vornehmen etc. Alt und Jung können ihren Möglichkeiten entsprechend mit anpacken und es kommt zwangsläufig zu Austausch und neuen Anregungen. Wenn diese anfallenden Tätigkeiten nicht an Dienstleister abgegeben werden, sondern als feste Punkte in den Vereins-Jahreslauf integriert werden, entsteht ein Bewusstsein für Hab und Gut des Vereins und dafür, was geschafft werden kann, wenn alle mitmachen. Relativ neu für die überwiegend Regatten erfahrenen Generationen ist die wachsende Zahl derjenigen, die lediglich sportlich einen Teil ihrer Freizeit verbringen möchten. Ihre Integration in den Verein und die anhaltend starke Nachfrage in dieser Sparte setzt Umstrukturierungen im Vereinsleben in Gang sowie ein Umdenken im Vorstand voraus. Der auf diese Weise gewonnene Zuwachs ist eine große Bereicherung für die Vitalität unseres Vereins und eröffnet neue Perspektiven für seinen Fortbestand. [IR], Archivbilder, 2020
Bootsgeschichte: Die „Kappus“
Weit hinten und auffallend weit unten in der Bootshalle liegt ein Rennvierer aus Holz mit dem Namen „Kappus“, der ganz entgegen seines Namens eine dicke Staubschicht trägt. Der 1973 angeschaffte, nach einem Seifenfabrikanten benannte Riemenvierer mit Platz für einen Steuermann wartet seit einigen Jahren auf ein Team, das ihn wieder regelmäßig aufs Wasser führt. Überlegungen stehen im Raum, das schöne Boot zu verschenken. Die Recherche seines Taufnamens frischt die Erinnerung an einen Mann auf, der mit seinem Engagement für den Werdegang der Rudergesellschaft maßgebend war.
Adolf Kappus gehörte als ältester Sohn des Firmengründers Johann Martin Kappus (M. Kappus Seifen) zur Prominenz der Stadt Offenbach. Geboren 1865 übernahm Adolf 1893 zusammen mit seinen Brüdern Ludwig und Martin die Leitung der Seifenfabrik und führte sie erfolgreich bis zu seinem Ruhestand 1933. Noch bis 2018 wurden mitten im Herzen Offenbachs (Luisenstr.//Ludwigstr.) in der fünften Generation Seifen traditionell hergestellt und in alle Welt geliefert. Vor zwei Jahren hat das Familienunternehmen für den Offenbacher Standort Insolvenz angemeldet. Mit dem Abbruch der alten Fertigungshallen samt Siedekesseln stand zum letzten Mal viele Wochen lang eine ‚Kappus‘-Duftwolke über der Stadt. Auf dem ehemaligen Grund der Fabrik entsteht bald ein neues Wohnviertel Offenbachs, das nach der um die Stadt sehr verdient gemachten Familie benannt sein wird: die „Kappus-Höfe“.
Alte Unterlagen bezeugen, dass sich Adolf Kappus schon als kleiner Junge außerordentlich für das Schwimmen begeisterte, bis er seine Leidenschaft für den Rudersport entdeckte. 1886 trat er in die Undine ein und wurde bereits 1890 ihr erster Vorsitzender. Dieses Amt bekleidete er 25 Jahre lang -
bis 1917. Für seine außerordentlichen Verdienste wurde er schließlich zum Ehrenvorsitzenden ernannt. In seiner Vorstandszeit verwirklichte Adolf Kappus den Bau zweier Bootshäuser: 1894 das Haus im Nordring, das schließlich durch den Bau des Hafens vom Main abgeschnitten wurde, und 1903 den Bau des legendären dritten Bootshauses - ein wahres Kleinod - auf dem heutigen Gelände am Fechenheimer Mainufer. Sein leidenschaftliches Engagement und vor allem sein großer finanzieller Einsatz machten diese Projekte überhaupt erst möglich. Für den Erwerb des Fechenheimer Grundstücks und den villenartigen Neubau soll der Fabrikant 25.000 Goldmark gespendet haben - eine für die damalige Zeit gigantische Summe. Dr. Hans Mohr hält in seiner Erzählung inne und lacht: „Vielleicht haben unsere Altvorderen da auch etwas übertrieben“. Bedauerlicherweise wurde der schmucke Bau am Ende des zweiten Weltkriegs bis auf seine Fundamente zerstört - ausgenommen der Wasserturm, der bis heute erhalten ist und als Wahrzeichen der Undine in Ehren gehalten wird. Kappus ist es zu verdanken, dass das Grundstück mit der nach dem Krieg erbauten jetzigen Bootshalle sowie dem historischen Turm Eigentum des Vereins ist, also nicht etwa Pachtgelände oder Grundstück in Erbbaurecht. In der Undine-Zeitung vom ersten März 1925 dankt der Verein Adolf Kappus anlässlich seines 60. Geburtstags: „dass unser Adolf von den 60 Jahren seines Lebens über die Hälfte unserer Gesellschaft gewidmet hat […]. 30 Jahre Vorsitz einer rührigen Sportgesellschaft umfassen eine solche Arbeitslast, eine Fülle von Tatkraft, umfassendes Sachverständnis und einen unerschütterlichen Sportsgeist. All diese Eigenschaften hat unser Adolf stets zum Nutzen der Undine zur Geltung zu bringen vermocht, trotzdem die Arbeitslast, die in seinem ausgedehnten Fabrikbetrieb auf seinen Schultern lastete, seine Kräfte in denkbar grösstem Umfang in Anspruch nahm.“
Nach Ende des ersten Weltkriegs und mit Ende seines Vorstandsvorsitzes wurde es etwas ruhiger um ihn, gleichwohl er zeitlebens mit der Undine sehr eng verbunden blieb. Noch 1948, zwei Jahre vor seinem Tod, taufte er eines der beiden nach dem zweiten Weltkrieg neu angeschafften Boote, einen Gig-Vierer, auf seinen Namen.
In den 1970-er Jahren dann taufte sein Sohn Hans Kappus den bis heute erhaltenen Riemenvierer „Kappus“ zu Ehren seines Vaters.
Die Neuanschaffung dieses Bootes sollte vor allem den älteren unter den Junioren zugutekommen. Herbert Engel gehörte damals zu der ersten Vierer-Mannschaft, die in der „Kappus“ Rennen bestritt. Mit Steuermann Gerd Brack, zuweilen Peter Gebhard fuhren Herbert Engel auf Schlag, Detlef Lösche auf der Drei, Michael Teltz auf der Zwei und Wolfgang Marx auf der Eins im Jahr der Anschaffung 1973 bereits fünf Siege ein.
Von einem ihrer schönsten Rennen bei der Internationalen Ruderregatta auf dem Ossiacher See in Villach träumt Herbert heute noch: „An jenem Sonntag gewannen wir mit einem gesetzten Lauf vor sechs Booten starker internationaler Konkurrenz“.
[IR], Archivbilder
Adolf Kappus gehörte als ältester Sohn des Firmengründers Johann Martin Kappus (M. Kappus Seifen) zur Prominenz der Stadt Offenbach. Geboren 1865 übernahm Adolf 1893 zusammen mit seinen Brüdern Ludwig und Martin die Leitung der Seifenfabrik und führte sie erfolgreich bis zu seinem Ruhestand 1933. Noch bis 2018 wurden mitten im Herzen Offenbachs (Luisenstr.//Ludwigstr.) in der fünften Generation Seifen traditionell hergestellt und in alle Welt geliefert. Vor zwei Jahren hat das Familienunternehmen für den Offenbacher Standort Insolvenz angemeldet. Mit dem Abbruch der alten Fertigungshallen samt Siedekesseln stand zum letzten Mal viele Wochen lang eine ‚Kappus‘-Duftwolke über der Stadt. Auf dem ehemaligen Grund der Fabrik entsteht bald ein neues Wohnviertel Offenbachs, das nach der um die Stadt sehr verdient gemachten Familie benannt sein wird: die „Kappus-Höfe“.
Alte Unterlagen bezeugen, dass sich Adolf Kappus schon als kleiner Junge außerordentlich für das Schwimmen begeisterte, bis er seine Leidenschaft für den Rudersport entdeckte. 1886 trat er in die Undine ein und wurde bereits 1890 ihr erster Vorsitzender. Dieses Amt bekleidete er 25 Jahre lang -
bis 1917. Für seine außerordentlichen Verdienste wurde er schließlich zum Ehrenvorsitzenden ernannt. In seiner Vorstandszeit verwirklichte Adolf Kappus den Bau zweier Bootshäuser: 1894 das Haus im Nordring, das schließlich durch den Bau des Hafens vom Main abgeschnitten wurde, und 1903 den Bau des legendären dritten Bootshauses - ein wahres Kleinod - auf dem heutigen Gelände am Fechenheimer Mainufer. Sein leidenschaftliches Engagement und vor allem sein großer finanzieller Einsatz machten diese Projekte überhaupt erst möglich. Für den Erwerb des Fechenheimer Grundstücks und den villenartigen Neubau soll der Fabrikant 25.000 Goldmark gespendet haben - eine für die damalige Zeit gigantische Summe. Dr. Hans Mohr hält in seiner Erzählung inne und lacht: „Vielleicht haben unsere Altvorderen da auch etwas übertrieben“. Bedauerlicherweise wurde der schmucke Bau am Ende des zweiten Weltkriegs bis auf seine Fundamente zerstört - ausgenommen der Wasserturm, der bis heute erhalten ist und als Wahrzeichen der Undine in Ehren gehalten wird. Kappus ist es zu verdanken, dass das Grundstück mit der nach dem Krieg erbauten jetzigen Bootshalle sowie dem historischen Turm Eigentum des Vereins ist, also nicht etwa Pachtgelände oder Grundstück in Erbbaurecht. In der Undine-Zeitung vom ersten März 1925 dankt der Verein Adolf Kappus anlässlich seines 60. Geburtstags: „dass unser Adolf von den 60 Jahren seines Lebens über die Hälfte unserer Gesellschaft gewidmet hat […]. 30 Jahre Vorsitz einer rührigen Sportgesellschaft umfassen eine solche Arbeitslast, eine Fülle von Tatkraft, umfassendes Sachverständnis und einen unerschütterlichen Sportsgeist. All diese Eigenschaften hat unser Adolf stets zum Nutzen der Undine zur Geltung zu bringen vermocht, trotzdem die Arbeitslast, die in seinem ausgedehnten Fabrikbetrieb auf seinen Schultern lastete, seine Kräfte in denkbar grösstem Umfang in Anspruch nahm.“
Nach Ende des ersten Weltkriegs und mit Ende seines Vorstandsvorsitzes wurde es etwas ruhiger um ihn, gleichwohl er zeitlebens mit der Undine sehr eng verbunden blieb. Noch 1948, zwei Jahre vor seinem Tod, taufte er eines der beiden nach dem zweiten Weltkrieg neu angeschafften Boote, einen Gig-Vierer, auf seinen Namen.
In den 1970-er Jahren dann taufte sein Sohn Hans Kappus den bis heute erhaltenen Riemenvierer „Kappus“ zu Ehren seines Vaters.
Die Neuanschaffung dieses Bootes sollte vor allem den älteren unter den Junioren zugutekommen. Herbert Engel gehörte damals zu der ersten Vierer-Mannschaft, die in der „Kappus“ Rennen bestritt. Mit Steuermann Gerd Brack, zuweilen Peter Gebhard fuhren Herbert Engel auf Schlag, Detlef Lösche auf der Drei, Michael Teltz auf der Zwei und Wolfgang Marx auf der Eins im Jahr der Anschaffung 1973 bereits fünf Siege ein.
Von einem ihrer schönsten Rennen bei der Internationalen Ruderregatta auf dem Ossiacher See in Villach träumt Herbert heute noch: „An jenem Sonntag gewannen wir mit einem gesetzten Lauf vor sechs Booten starker internationaler Konkurrenz“.
[IR], Archivbilder